Nachrichtenfasten

Nachrichtenfasten

Mein Vater erzählte mir einmal, dass er von Tode Hindenburgs während der Arbeit auf dem Feld erfahren habe. Irgend ein Nachbar sei vorbei gekommen und habe mitgeteilt, dass der alte Hindenburg gestorben sei.
Das waren noch Zeiten! Heute würde das Handy meines Vaters vibrieren und die Tagesschau-App würde ihn per Pushnachricht maximal eine Minute nach dem Tod vom Ableben des Reichspräsidenten informieren – ganz abgesehen von den Sondersendungen, die folgen würden.

Aber, müssen wir das alles wissen? Müssen wir so intensiv benachrichtigt werden, müssen wir in jedes Loch dieser Welt gucken und jedes Schandtat brühwarm erklärt und vorgeführt bekommen?
Zeitungen, Fernsehen, Radio und ganz besonders das Internet informieren uns zu jeder Sekunde. Aber brauchen wir das und ist das wirklich gut für uns?

Das ist zunächst eine wichtige wie auch müßige Frage.
Heute können wir uns nicht mehr mit Unwissenheit herausreden – das ging früher. Wir wissen einfach viel zu viel um sagen zu können, ich hab das nicht gewusst.
Die vielen Informationen steigern unsere Verantwortung.
Aber sie verändern dadurch nicht unbedingt unser Handeln und sie können gerade in der Art der Berichterstattung uns sogar schaden.

Während der Pariser Anschläge haben zahlreiche Menschen, die direkt dabei waren, via Periscope oder Meerkat, live von den Situationen vor Ort berichtet – ungefiltert. Szene und Situationen konnten von tausenden verfolgt werden, Situationen, wie Menschen in Panik geraten (nicht im Film, in irgend einem Hollywood-Studio, sondern live), wie Menschen litten, Angst hatten, um ihr Leben bangten und starben.

Nachrichtenfasten

Wir laden Dich in der kommenden Woche ein, auf einen großen Teil der Nachrichten zu verzichten. Du sollst nicht nichts wissen, sondern einfach nur noch das Wichtigste. Suche Dir einen Kanal aus und beschränke Dich darauf.

Es ist nicht wichtig, die gleiche Nachricht auf fünf verschiedenen Kanälen zu hören. Es ist übrigens auch nicht wichtig, alles mitzubekommen, was andere sagen. Nicht in der Familie, nicht im Büro, Schule oder wo auch immer Du Dich aufhältst. Der berühmte Flurfunk im Büro: verzichte darauf.

Gerüchte? Sie können sich nur verbreiten, wenn Du mitmachst. Gib sie also nicht weiter und lass das Gerücht bei Dir enden. Außerdem kannst Du entsprechende Gerüchteküchen meiden.
Brauchst Du die Zeitung wirklich? Ist es gut, beim Aufwachen gleich die Nachrichten zu hören? Sollte das letzte Wort vor dem Einschlafen vom Nachrichtensprecher gesprochen werden?

Dazu gehört auch die Neugier zu wissen, was andere wollen, tun, meinen, beabsichtigen oder verschweigen. Das alles muss niemand wissen.

Im geistlichen Leben nennt man Nachrichtenfasten auch Discretio. Das ist die Gabe der Unterscheidung – und nicht umsonst steckt dieses Wort in einem anderen: Diskretion. Diese Diskretion bezieht sich nicht nur auf das, was ich wahrnehme, sondern auch auf das, was ich aus der Unwissenheit ins Wissen hole, aus der Dunkelheit ans Licht,
Werde diskret in dem, was Du weiter gibst und in dem, was Du Dir als Wissen aneignest.

Nun bin ich gespannt, wie es Dir mit dem Nachrichtenfasten ergeht. Hinterlass einen Kommentar hier unten, damit wir von Deiner Erfahrung lesen können.

Bruder David


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Kommentare

  • hallöchen :O) ich empfinde es für mich sehr erholsam nicht überall erreichbar zu sein und hab z. b. auch keine tageszeitung. wenn ich z. b. mein email konto abfrage sieht man ja was aktuell so anliegt. wenn etwas wichtig ist, bekommt man das ja sowieso mit…und wenn einen etwas besonderes interessiert dann schaue ich auch mal einen spezialbeitrag, aber ich finde weniger ist in dem fall mehr…

    an den nachbarschafts klatschmeldungen in meiner umgebung halt ich mich raus…ich finde jeder sollte zuerst vor seiner eigenen haustüre fegen und nicht über andere lästern. viel eher wäre es empfehlenswert mal nachzuschauen ob ein nachbar hilfe braucht oder ob man jemand unterstützen kann.

    ich habe das gefühl das die menschen die bei einem zu besuch sind und trotzdem fröhlich auf dem handy weitertickern, gar nicht im hier und jetzt leben und ausserdem hab ich auch das gefühl das der besuch bei mir gar nicht so wichtig ist, sondern nur hier ein bisschen und da bisschen und nirgendwo ganz… da haben beide parteien nicht viel von bin ich der meinung…

    ganz lg conni

  • Hallo und guten Morgen,

    ich war in den letzten 11 Monaten in einer besonderen Lebenssituation, sie war exis­ten­ti­ell. Das Leben wurde zu einem Konzentrat und vieles war nicht mehr so sehr von Bedeutung. Die vielen Nachriten gehören gewiss dazu. Das Leben wird nicht ärmer, wenn die Nachrichten weniger werden, im Gegenteil; und die reduzierten Nachrichten gewinnen an Bedeutung.

    „Nachrichtenfasten ist eine gute Idee“

    Gruß
    Bernhard

  • Ohne Nachrichten geht’s aber auch nicht. Ich will und sollte morgens vor der Arbeit schon einmal wissen, ob etwas wesentliches passiert ist. Man spricht ja auch mit den Kollegen darüber und ab und an hat eine Meldung auch berufliche Relevanz. Ein frischer Wetterbericht für die Fahrradbekleidung, und wenn ich’s zeitlich schaffe vorher als “Grundlage” die Morgendacht. Danach mache ich das Radio meistens wieder aus.

    Nachrichtenfasten hieße bei mir eher, im Lauf des Tages nicht alles mehr oder weniger Interessante zu lesen, was mir unter die Finger oder auf den Bildschirm kommt.

    • Da hast Du schon recht: Es geht nicht darum, auf jegliche Nachricht zu verzichten. Aber manchmal verfolgen einen Nachrichten überall hin. Und da ist weniger oft mehr. Und um Nachrichten, die einen unmittelbaren Sinn und Zweck haben, um die geht es schon gar nicht. Gruß, David

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